Die adäquate Gymnastik ist eines der ganz zentralen Themen in der Gesamtbehandlung des Morbus Bechterew. Von der richtig durchgeführten und regelmäßig praktizierten Gymnastik / Bewegungstherapie hängt zu einem beträchtlichen Teil die Entwicklung der Einschränkungen ab.
Sicher kann man die Entzündung durch Bewegungstherapie nicht beeinflussen, man kann aber wenigstens teilweise den Versteifungsprozessen entgegen wirken – und vor allem: man kann auf weite Strecken der Vorwärtsverkrümmung und der Brustkorbstarre entgegen wirken.
Woran erkenne ich aber als Morbus Bechterew-Patient, dass ich die richtige Gymnastik durchführe, gezeigt bekommen und gelernt habe?
Die Antwort ist ganz einfach und doch zugleich etwas schwierig:
Die Übungen sollen die Schwerpunkte der Wirbelsäulen-Aufrichtung und der Brustkorbdehnung haben.Für die Lendenwirbelsäule soll eher ins Hohlkreuz gearbeitet werden. Die (meist verkürzten) Muskeln an den hinteren Oberschenkeln sowie am vorderen Brustkorb sollen gedehnt werden. Die Drehbewegungen der Halswirbelsäule sind wichtig. Die Aufrichtung der Wirbelsäule soll nicht über eine Rückwärtsbewegung der Halswirbelsäule erzwungen werden, sondern aus der Brustwirbelsäule heraus erarbeitet werden.
Wenn Sie unter Anleitung eines diplomierten Physiotherapeuten Ihre Heilgymnastik machen, sollten Sie eigentlich sicher sein, dass die Übungen adäquat sind. Dennoch können Sie ihn/sie durchaus nach seiner Erfahrung mit Morbus Bechterew fragen.
Die Therapeuten, die über die ÖVMB das Gruppentraining anbieten, haben regelmäßig die Möglichkeit, sich Spezialwissen anzueignen über Kurse, die von der ÖVMB organisiert werden.
Diese Kurse werden z.B. am Gasteiner Heilstollen durchgeführt. Am Gasteiner Heilstollen wird auch eine Besonderheit der Bechterew-Gymnastik angeboten: die so genannte Lagerungstherapie auf Holzrollen, eine spezielle Dehnungslagerung, die besonders effektiv gegen die drohende Brustkorbeinengung und die drohende Vorwärtsneigung sowie gegen Muskelverkürzungen ist. Diese Lagerung muss von geschulten Therapeuten überwacht werden, bis man sie sicher beherrscht und dann zu Hause selber weiterführen kann. Jeder Therapeut, der Ihnen diese Lagerung beibringen will sollte seine diesbezügliche Befähigung / sein Zertifikat nachweisen können.
Außerdem können unter Eigenregie auch Übungen mit dem Pezziball und dem Theraband durchgeführt werden. Bestimmte Sportarten ergänzen (und ersetzen sogar in manchen Phasen) die gezielte Gymnastik.
Insgesamt gilt: Bewegung ist Medizin bei Morbus Bechterew!