Morbus Bechterew

Was geschieht mit unseren Forschungsdaten

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Forschungsdaten - Was geschieht damit?

Im Herbst 2016 fand in Wien ein Workshop zum Thema über „Möglichkeiten und Grenzen der Mitsprache bei Biobanken“ im Bereich der wissenschaftlichen Forschung statt. Ziel war es, dass Forscher, Mediziner, Ethikkommissionen und Patienten gemeinsam darüber diskutieren. Den Anstoß und die Basis zum Workshop lieferte die österreichische Biobanken Forschungsinfrastruktur BBMRI, der nationale Knoten der europäischen Biobanking and BioMolecular resources.

Nur wenigen von uns ist es bewusst, was mit unseren Daten geschieht, wenn wir sie für die Forschung bereitstellen. Es ist ein heißes Thema, und die beginnende Öffnung dem Patienten gegenüber ist ein wichtiger erster Schritt zur Transparenz. Auf Anfrage unserer Ärzte werden wir Teilnehmer von Studien und Forschungsprojekten.

Wir geben damit einen genetischen Fingerabdruck ab, der unseren persönlichen Bauplan enthält, und sollten daher auch entsprechend aufgeklärt werden, was mit den Daten und Proben geschieht. Mitbestimmung wird zunehmend auch für Patienten in den Bereichen der Forschung wichtig.
Von den Teilnehmern an Forschungs- und Studienprojekten werden bei jedem Kontrolltermin in den Ambulanzen Daten zur Erkrankung, Blut- oder andere Proben zur späteren Forschung aufbewahrt. Es sind unsere persönlichen Daten und das sollte uns bewusst sein. Ein paar grundlegende Gedanken, Erfahrungen und Forderungen von Patientenseite stelle ich in diesem Artikel vor.

Zur Einstimmung möchte ich einen kurzen Auszug aus Vorgaben der Med. Unis zitieren.
„Die Teilnahme an klinischen Studien erfolgt ausschließlich freiwillig und nach einer schriftlichen Zustimmung. Dazu haben alle PatientInnen das Recht auf eingehende und umfassende Information, die in einem ausführlichen Gespräch mit dem zuständigen Arzt vermittelt wird. Die PatientInnen sollen verstehen, welche Ziele die Studie hat“.

labor-mikroskop.Tontrennung

Die Aufklärung von den Ärzten über den Sinn, Zweck und Nutzen der Studien kommt in den meisten Fällen leider zu kurz. Fairerweise muss dazu bemerkt werden, dass das System den Ärzten kaum Zeit zur Kommunikation mit dem Patienten lässt. Im Ambulanztermin wird die Krankengeschichte erhoben, untersucht, die Diagnose gestellt und die Behandlung festgelegt.
Es bleibt keine Zeit mehr, um über Studien und Forschungsvorhaben zu informieren. Das ist zeitlich kaum möglich und ein Fehler im System. Die Aufklärungsgespräche werden nur sehr kurz und zu oberflächlich geführt.
Ganz freisprechen kann man die Ärzte aber nicht, auch sie tragen Verantwortung, ihre Patienten ausreichend zu informieren.

So entsteht oftmals das Gefühl, in Studien und Forschungen als Patient nur als „Human Resources“ betrachtet zu werden, und weniger als Mensch mit eigener Persönlichkeit.

Erschwerend für den Patienten ist, dass er in der ersten Zeit nach der Diagnose mit seiner Erkrankung, sich selbst und seinem Umfeld total überfordert ist.
Es ist eine Ausnahmesituation in der der Patient steckt. Dazu ein übermächtiger Klinikapparat,
der nicht verstanden wird, und Ärzte, die so vieles erklären und so wenig Zeit dafür haben. Zusätzlich noch die Erwähnung oder Aufklärung für die Forschung, na ja, wie soll das gehen? Patienten arbeiten in der Regel gerne mit, aber nur mit entsprechender Aufklärung. Nur so wird der Patient ein mündiger Patient und Partner sein. Die Forschungs- und Studienlandschaft ist zur Zeit zu einseitig auf die medizinische Seite ausgelegt, und das
sollte sich ändern.

Auch eine kurze Stellungnahme nach Abschluss der Forschungs-Studie wünschen sich viele Patienten. Es würde genügen mitzuteilen, ob ein Ergebnis erzielt wurde oder nicht. Es spielt dabei keine Rolle ob es der große Wurf in der Forschung ist, aber es wird Bewusstsein geschaffen, an etwas Sinnvollem teilgenommen zu haben. Patienten stellen meistens ihre Daten und Proben gerne zur Verfügung, auch wenn sie wissen dass es für die eigene Behandlung wahrscheinlich nicht mehr relevant sein wird.

Das Aufklärungsgespräch sollte folgende Punkte enthalten:
Was ist Sinn und Zweck der Studie-, Forschung?
Wer hat Zugang zu Proben und Daten?
Wie werden die Daten gesichert?
Werden die Daten vernetzt (Österreich, Europa)?
Wie wird die Datensicherheit gewährleistet (gegen Eingriffe von außen geschützt)?
Wie, wo und wie lange werden die Proben und Daten gelagert?
Haben außenstehende Einsicht auf die Daten und Proben?
Werden die Forschungsdaten verkauft?
Haben Unternehmen Zugriff auf die Daten?
Eine kurze Information über das Ergebnis der Studie bzw. Forschung

Sind die Ärzte nicht in der Lage, das Gespräch zeitlich zu bewältigen, sollte eine befugte Person,
für die meist überschaubare Zahl an teilnehmenden Patienten die Aufklärung übernehmen.

Es sollte nicht vergessen werden, dass der Patient freiwillig und aktiv an der medizinischen Forschung und zum medizinischen Fortschritt beiträgt.

Als Studienteilnehmer übernehmen Patienten eine wichtige Rolle für die Gesellschaft von heute und für die Zukunft
Markus Korn