Morbus Bechterew

Osteopathie

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Der Begriff Osteopathie steht für ein Diagnose- und Therapiekonzept, das auf den amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still zurückgeht. Osteopathie ist eine eigenständige und in zunehmenden Umfang auch medizinisch wissenschaftlich begründete ganzheitliche, manuelle Behandlungsmethode.
Sie beruht auf der Erkenntnis, dass ein reibungsloser, gesunder Ablauf der Lebensfunktionen von der ungestörten Mobilität der Strukturen des Körpers abhängig ist.


Im Gespräch mit Katja Hofmann
Zur Person: Katja Hofmann, Diplomosteopathin/PT, Leitete 2 Jahre eine Gruppe in der DVMB
Diplomarbeit über Patienten mit Morbus Bechterew

Was hat Dich dazu bewogen den Physiotherapie-Beruf zu wählen?
Als Schülerin habe ich in den Ferien in einer Rehabilitationsklinik gearbeitet und konnte dort in
der Bäder- und Therapieabteilung hospitieren. Seit diesem Zeitpunkt wusste ich, dass das mein Beruf wird.

Was fasziniert Dich an der Osteopathie?
Mich fasziniert am meisten, dass ich sehr viel mehr Antworten auf meine Fragen erhalte.
Mir stehen mehr Tests zur Diagnostik und Behandlungstechniken zur Verfügung,
was die Behandlung für den Patienten deutlich effektiver macht. Wo ich früher oft sagen musste,
ich weiß hier nicht weiter, grüble ich heute so lange, bis ich eine Erklärung gefunden habe.

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Was ist Osteopathie?
Darüber kann man lange Reden halten, denn es ist ein sehr umfangreiches Thema, aber ich werde mich kurz fassen. Osteopathie ist eine ganzheitliche Therapieform, die zur Diagnostik und Behandlung die Hände einsetzt.

Sie umfasst die strukturelle, viscerale und craniosakrale Osteopathie. Wir nennen es auch ´Die drei Säulen´ der Osteopathie. Laut Biografie konnte der Begründer A.T. Still bei jedem Patienten mit Beschwerden (Pathos) Veränderungen im Bewegungsapparat (Osteos) feststellen.
Er gab seinem Konzept den Namen Osteopathie, was oft missverständlich als Knochenkrankheit übersetzt wird. Unter struktureller Osteopathie versteht man alle Techniken, die sich mit der Mobilisation von Gelenken, Muskeln,Sehnen, Bändern und Faszien befassen.
In der visceralen Osteopathie werden durch bestimmte Grifftechniken Bewegungseinschränkungen der Organe erspürt und behandelt. Im Bereich der craniosakralen Therapie werden die Mobilität der Schädelknochen, der Hirn- und Rückenmarkshäute, des Nervensystems und des Kreuzbeines untersucht.

Jedes Mal, wenn ich gefragt werde, was Osteopathie ist und warum Osteopathen oft so unterschiedlich arbeiten, muss ich die 3 Bereiche erklären,
damit verstanden wird, dass Osteopathie nur dann optimal wirkt, wenn der Therapeut mit diesem ganzheitlichen Denkansatz arbeitet. Allerdings entwickelt jeder Therapeut im Laufe der Jahre seine eigene „Handschrift“, deshalb erkennt man in einem eher den „Chiropraktiker“, der jeden Knochen wieder einrenkt, oder den „Energetiker“, der sich überwiegend mit craniosakralen Techniken befasst.

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Der Unterschied zur Physiotherapie?
Der Grundgedanke in der Physiotherapie und Osteopathie ist ähnlich. In beiden Bereichen möchte man Funktionsstörungen des Bewegungsapparates vermeiden, sowie den natürlichen Bewegungsablauf erhalten, verbessern bzw. wiederherstellen.
In der Osteopathie bezieht sich der Bewegungsverlust allerdings nicht nur auf den Bewegungsapparat, sondern auch auf das Organsystem und craniosacrale System. Daher spricht man von einer ganzheitlichen Therapieform, da der Körper als eine Einheit betrachtet wird.

Warum Osteopathie?
Osteopathie ist wegen seinem ganzheitlichen Denkansatz als Therapieform sehr zu empfehlen. Aber generell sollte jeder chronisch kranke Patient die Therapiemethoden nutzen, von denen er am meisten profitiert.

Die Anwendungsgebiete?
Säuglinge, Kinder und Erwachsene jedes Alters mit unterschiedlichen Beschwerden können osteopathisch behandelt werden. DieBehandlungsmöglichkeiten gehen weit über den Bewegungsapparat hinaus, man findet sie in allen medizinischen Bereichen, wo funktionelle Störungen die Ursache für Beschwerden sind.
Das heißt wiederum, dass alle akuten Beschwerden schulmedizinisch abgeklärt werden müssen.

Die Ausbildung?
Die Osteopathie wird überwiegend als berufsbegleitendes Studium für Physiotherapeuten und Ärzte angeboten.
In Österreich werden Therapeuten nur dann vom Verband der Osteopathen (OEGO) anerkannt, wenn sie mindestens fünf Jahre und 1500 Stunden absolviert haben.
Meine Ausbildung habe ich mit einer Diplomarbeit über Patienten mit Morbus Bechterew beendet, in der ich eine Studie über das Thema „Einfluss von osteopathischen Techniken am Brustkorb und Zwerchfell auf die Atemkapazität bei fortgeschrittener Spondylitis ankylosans“ geschrieben habe. Ich habe damals mit wenigen Techniken gezielt am Brustkorb gearbeitet und eine ´Vorher-Nachher´- Spirometriemessung durchgeführt.
Natürlich ließ sich mit einer einzigen Behandlung keine signifikante Veränderung nachweisen, jedoch konnte anhand eines Fragebogens über die subjektiven Verbesserungen die Sinnhaftigkeit von osteopathischen Techniken am Brustkorb begründet werden.

Was kann die Osteopathie für einen Morbus Bechterew Patienten bewirken?
Nicht die Osteopathie hilft dem Bechterew Patienten, sondern der Therapeut mit seiner Erfahrung
und Qualifizierung! In meiner fast 20-jährigen Arbeit mit rheumatologischen Patienten habe ich teils
physiotherapeutisch, teils osteopathisch behandelt und kann behaupten, dass ich mit der Osteopathie
deutlich effektiver bin. Ich benötige meist weniger Behandlungen und meine Patienten fühlen sich
tiefgreifender und umfassender therapiert.

Praxis für Osteopathie
Kurpromenade 6
5630 Bad Hofgastein