Morbus Bechterew

Margaretha Tautermann - die Hand reichen

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Die Möglichkeiten sich ehrenamtlich in der Gesellschaft zu engagieren sind vielfältig – die Aufgaben der Freiwilligen reichen von der Deutsch Nachhilfe für Geflüchtete über Besuche in Seniorinnenheimen bis hin zur ehrenamtlichen Mitarbeit für verschiedene Organisationen.
Für Margaretha ist soziale Verantwortung zu übernehmen und sich für ihre Mitmenschen oder für die Umwelt einzusetzen ganz selbstverständlich. Sie trägt dazu bei, die Gesellschaft in der wir leben, mitzugestalten und positiv zu verändern. Ehrenamtliche Arbeit wird zwar nicht bezahlt, doch das soziale Engagement ist für unsere Gesellschaft äußerst wertvoll. Auch die Helfer/Innen bekommen viel für sich selbst von ihrer Tätigkeit zurück.

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Menschen zu helfen denen es schlechter geht ist für Margaretha eine Selbstverständlichkeit und sie verliert keine großen Worte darüber. Sie ist Tirolerin mit oberösterreichischen Wurzeln und lebt am Eingang zum Ötztal abseits vom großen Tourismustrubel des Ötztales.

Der Beginn des Morbus Bechterew war das Jahr 1973 kurz nach der Geburt der ersten Tochter. Zu dieser Zeit war Margaretha als Krankenschwester an der Universitätsklinik Innsbruck tätig. Nach der Geburt traten unspezifische Kreuzschmerzen auf. Margaretha hat ein Blutbild machen lassen und „als Krankenschwester ist man hinter den Beschwerden her“, fügt sie hinzu. Die Blutsenkung war extrem hoch und die Suche nach der Ursache begann. „Von der Internen Abteilung bis zur Psychiatrie, ich war auf fast jeder Abteilung in der Klinik“, so Margaretha.

Am Anfang hat man nicht gewusst was es wirklich ist, von den Nieren bis zur speziellen Blutuntersuchung bis zum Krebs, das ganze Spektrum stand im Raum. Auch auf die Psychiatrie wurde sie geschickt, obwohl sie sich sicher war, dass es keine Einbildung ist, der Befund des Blutes war ja vorhanden. Auf der Internen Abteilung hat man Margaretha dann gesagt: „wir sehen eine Entzündung im Ilio Sakral Gelenk, es könnte Morbus Bechterew sein, aber das gibt es Frauen ja nicht.“ Die verbreitete Meinung in diesen Jahren. Es wurde der Blinddarm entfernt, der war chronisch entzündet. Endlich wurde in der Orthopädie der MB dann erkannt und sie wurde an die Rheumaambulanz überwiesen. Der große Vorteil war die Arbeit in der Klinik, die Wege für Untersuchungen sind dann kurz. Die Diagnose ging im Großen und Ganzen doch ziemlich schnell. Der Zeitraum von unter einem Jahr war zu dieser Zeit wirklich gut und sie ist nach der Diagnose erstmals auf Kur gefahren. Am Beginn des MB wurde sie mit Inducit behandelt, hat es aber nicht sehr gut vertragen. Fast alle Medikamente hat sie nicht vertragen, jedoch der MB ist zu ihrem Vorteil nicht sehr stark ausgeprägt. Zwar spürt sie ihn ständig, aber es lässt sich gut damit leben.

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„Viel Bewegung, Sauna, Schüsslersalze und Kräuter sind für mich eine gute Ergänzung und eine große Hilfe. Mit der Erkrankung musst Du umgehen lernen und dann kann man gut damit leben. Der Anfang war für mich sehr schwierig, und ich war froh, endlich eine Diagnose zu haben. Allerdings ist der Beruf als Krankenschwester nicht immer hilfreich gewesen durch das Fachwissen und große Literaturangebot auf das ich Zugriff hatte. Mein Glück war eine liebe junge Ärztin auf der Rheumaambulanz, die mir mental viel geholfen hat. Bewegungseinschränkungen habe ich durch eine zusätzliche Arthrose in der Wirbelsäule durch Verspannungen und Spannungskopfschmerz.

In der Klinik bei meiner Arbeit bin ich immer gut zurechtgekommen. Ich war auf der Kinderstation tätig und da ist der Beruf als Krankenschwester von der körperlichen Belastung her leichter. Auf meinen Rücken habe ich immer aufgepasst und rückenschonend gearbeitet. Die erste Kur war für mich ein schreckliches Erlebnis, die klassischen MB Fälle waren in diesen Jahren noch sehr ausgeprägt und haben mich am Anfang schockiert. Bei einer meiner Kuren ist die AKTIV aufgelegen und so bin ich zur ÖVMB gekommen.

Edith Thurner, Landesstellenleiterin Tirol, ist auf mich zugekommen, ob wir nicht eine Therapiegruppe im Tiroler Oberland gründen wollen. Zu der Zeit habe ich in der Lebenshilfe gearbeitet und habe im Haus gleich den Turnsaal bekommen. Die Therapiegruppe Ötztal Bahnhof wurde von Edith und mir am 19. Oktober 2005 gegründet. Ich bin nun seit 27 Jahren Vereinsmitglied. Meine Arbeit als Gruppenleiterin macht mir Spaß und ich schaue, dass alles funktioniert in der Turnstunde und auch außerhalb. Wir machen gerne Ausflüge und pflegen die Kontakte mit gemeinsamen Essen und vielen anderen Aktivitäten. Die regelmäßige Bewegung ist so wichtig, weil wir uns nachher besser fühlen und Geist und Körper wieder zueinander finden. Qui Gong und Yoga sind gute alternative Bewegungen für uns. Im Sommer geht’s zum Nordic Walken oder in die Berge zum Wandern und ich liebe meinen Garten.

15 Jahre war ich aktiv in der Hospiz Bewegung, in diesem Jahr habe ich meinen Abschied genommen. Zurzeit helfe ich in der Flüchtlingsbetreuung. Meine Aufgaben sind in erster Linie die Betreuung im medizinischen Bereich und Begleitung zum Arztbesuch. Viel Zeit ist zu investieren und sehr viel bekommt man auch wieder zurück. Es macht mein Leben reicher, zu helfen und die Hand auszustrecken ist für mich selbstverständlich.

Ein Tipp für MB Betroffene: Geht in die Turngruppen, um so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Junge Patienten nehmen sich leider oft nicht die Zeit dafür. Ich würde mir sehr wünschen, dass mehr Junge den Weg zu uns finden und sich Zeit für sich selbst nehmen.“

Leitsatz des Lebens: Einfach g‘sund und guat leben.