Wie bist Du zur g´sunden Ernährung gekommen?
Diese Frage haben mich schon viele gefragt.
Es ist ganz einfach, ich koche täglich und auch gerne. Ich beschäftige mich seit jeher mit g`sunder Ernährung. Als Hausfrau und Mutter war ich sehr gefordert. Hier wurde der Grundstein fürs g´sund kochen gelegt.
Es war die Zeit, in der es modern war, Fertigprodukte mit Geschmacksverstärkern zu verwenden. Das kann es nicht sein, hat mir mein Gefühl gesagt. Wenn ich koche, will ich es richtig gut machen und so hat es mich immer mehr interessiert.
Meine erste Frage bei der Diagnose war, was kann ich selbst tun und soll ich bei der Ernährung etwas beachten? Damals war g´sundes Essen noch nicht in aller Munde, die Aussage des Arztes: „Sie können Medikamente nehmen, Turnen, sie können in den Heilstollen fahren, aber essen sie was sie wollen“, und das war es. Dies war mir zu wenig und wie der Volksmund sagt: „des wor ma ned wurscht“.
Viele Kochexperimente habe ich gemacht, es war ein ständiges Ausprobieren, Verkosten, …immer hatte ich im Blickpunkt, was ist bei Bechterew gesund und was nicht. Über die Jahre bin ich so die Ernährungsexpertin der ÖVMB geworden. In unserem Journal AKTIV haben wir immer aktuelle, der Jahreszeit angepasste Rezepte und es macht mir viel Spaß, sie auszuprobieren, neu zu erfinden und meinen Ideen anzupassen.
Ich war die Co-Autorin und Fotografin eines Kochbuchs. Es war eine Zusammenarbeit mit Frau Dr. Gudrun Lind-Albrecht. Sie ist Ernährungsmedizinerin und Rheumatologin. Aus Begeisterung für die gesunde Ernährung haben wir gemeinsam ein Kochbuch gemacht, das bei der DVMB zu erwerben ist: Kleines Kochbuch gesunder Genüsse, Heft 17 der Schriftenreihe der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew.
Die Rezepte zeigen, so schwer ist g´sundes Kochen gar nicht und sie sind einfach in der Zubereitung. Man rührt zusammen, sieht die Farben, riecht die Kräuter und Gewürze, und man probiert einfach. Das wichtigste ist: keine Fertigprodukte, keine künstlichen Zusatzstoffe, keine vorverarbeitenden Lebensmittel verwenden, und es ist gesünder, die Richtlinien zur Verwendung von gesunden Ölen, Fetten und Mehle zu beachten.
Zu diesem Thema: Nahrungsmittelsteckbriefe finden sie in der AKTIV alle Informationen.
Saisonal und regional ist eines der großen Anliegen „G`sund kochen mit Ruth“.
G`sunde Küche geht auch schnell. Und es ist bei MB auch ganz wichtig, nicht zu viel Fleisch zu verwenden. Vor allem rotes Fleisch wirkt sich entzündungsfördernd auf unseren Körper aus. Der größere Teil der Mahlzeiten sollte aus diesem Grund fleischlos sein, zwei Fleischgerichte in der Woche kann man einplanen, aber es sollte mager sein, und Wurst nach Möglichkeit gar nicht. Fisch anstatt Fleisch ist auch eine gute Möglichkeit.
Der Mittelpunkt meines Kochens ist das Gemüse, die Kräuter und Gewürze, gesunde Öle, usw., Lebensmittel, die entzündungshemmend wirken können. Es ist weder schwierig oder kompliziert sich g`sund zu ernähren.
Die Beschäftigung mit Nahrung, mit Lebensmitteln ist eine unglaublich erfüllende Aufgabe, speziell mit dem Aspekt, dem Körper und der Gesundheit was Gutes zu tun.
Superfood ist ein Trend der letzten Jahre. Und das ist eigentlich sehr traurig. Nahezu alle unsere Lebensmittel sind nämlich Superfood. Was wir von den Bäumen holen, aus der Erde graben, was wir von den Feldern ernten und aus unseren heimischen Gewässern fischen, auf unseren Wiesen züchten, es enthält alles, was wir zum täglichen Leben brauchen.
Zugegeben Chia-Samen klingen spannender als Leinsamen, Gojibeeren sehen toller aus als Moosbeeren, aber unsere heimischen Produkte stehen den weitgereisten in nichts nach. Von der Umweltbilanz wollen wir erst gar nicht reden. Für Super-Essen muss man nicht weit reisen! Es wächst vor unserer Tür und verbirgt sich in unseren Lebensmitteln. Geschickt einzusetzen und zu kombinieren ist das wahre Geheimnis von gutem, gesunden Essen. Was bei uns wächst sollte unsere Wertschätzung haben. Es ist perfekt auf das Klima abgestimmt und wächst hier genauso wie wir selbst. Das muss doch perfekt zusammenpassen.
Versprechen können wir keines machen, dass die Tabletten wegfallen, das funktioniert so nicht. Es gibt noch keine wissenschaftlichen Studien, die gesunde Ernährung bei MB beweisen. Es kann aber jeder seine eigenen Erfahrungen machen und das zahlt sich bestimmt aus. Und es gibt Tage, da schaffe ich das G´sunde einfach nicht, aber - mein Motto ist: Ich kann jeden Tag neu anfangen. Ich gebe nicht auf und so komme ich ans Ziel.
Ruth Kurz ist Landesstellenleiterin Burgenland, Chefredakteurin „Morbus Bechterew AKTIV“, Delegierte der ÖVMB für die internationale Bechterew-Vereinigung ASIF, Ernährungsexpertin und vieles mehr.
Text: Ruth Kurz
Design: Martina Neubauer