Morbus Bechterew

Die Gesundheit im Visier

Bogenschießen12

Seit mindestens 14.000 Jahren werden Pfeil und Bogen benutzt. Funde von Pfeilspitzen aus Feuerstein belegen es. Den meisten von uns ist Bogenschießen aus Kindheitstagen bekannt, als die selbst gebastelten Bögen aus Haselnußruten für Indianerspiele verwendet wurden.

Wenn wir über das Bogenschießen sprechen, dann fällt auch immer der Name Robin Hood und die Kindheit erwacht vor unserem inneren Auge. Vor der Erfindung des Schießpulvers war Pfeil und Bogen als Waffe in der Jagd und bei kriegerischen Auseinandersetzungen in Gebrauch. Bogenschießen ist ein olympischer Sport, eine beliebte Freizeitbeschäftigung und auch immer mehr eine Methode in der Gesundheitsförderung. Pfeil und Bogen werden aber auch zur Behandlung physischer (vor allem bei rheumatischen Erkrankungen) und psychischer Beschwerden eingesetzt.

Bogensport – ein Ganzkörpersport für einen gesunden Rücken

Seit Mitte der 1990er Jahre rückte das Bogenschießen verstärkt in das Interesse von Therapeuten. In der Rehabilitation wird Bogenschießen inzwischen als Bestandteil der Behandlung angeboten.

Das Bogenschießen fördert die Kräftigung der Muskulatur, die Körperwahrnehmung, die Atemtechnik, die Konzentrationsfähigkeit und die Entspannungsfähigkeit. Bogenschießen verbindet somit physisches und mentales Training. Mit Pfeil und Bogen sollen Körper und Geist in Einklang gebracht werden. Der Wechsel von Muskelanspannung und Entspannung ist besonders optimal beim Bogenschießen, ist gut für die Koordination und die Körperwahrnehmung. Die Oberkörpermuskulatur und die Koordination werden trainiert, dazu andere Fähigkeiten, wie Aufmerksamkeit und Konzentration. Es wird auch der aufrechte Stand eingeübt, es profitieren damit der Rücken und die gesamte Wirbelsäule.

In der Phase des Bogenspannens wird die Rückenmuskulatur eingesetzt. Die gesamte Arm- und Handmuskulatur hat hauptsächlich Streckerfunktion, Brust-, Zwischenrippenmuskulatur und das Zwerchfell unterstützen die Atmung. Die Muskelspannung geht weiter über die Gesäß- und Beinmuskulatur. Dabei wird die Kraftanstrengung beim Spannen des Bogens nicht als negativ empfunden. Im Gegenteil, die Anspannung der Muskulatur geht beim Lösen der Sehne in eine Entspannungsphase über.

Im Gegensatz zu Leistungssportlern praktizieren die PatientInnen intuitives Bogenschießen, das bedeutet beide Augen sind dabei geöffnet. Beim intuitiven Bogenschießen werden Intuition und Instinkt gefördert: Ziel ist es, den Bewegungsablauf zu automatisieren und instinktiv zu wissen, wie man zielt, wohin man zielt und dann zu treffen.
Dabei erlernen die Bogenschützen verschiedene Kniffe, um ihre Zielgenauigkeit zu verbessern; schließlich steigt mit den Treffern der Spaß an der Sache. Im Gegensatz zum sportlichen Bogenschießen ist aber der Weg das Ziel. Immer in die Mitte der Scheibe zu treffen, ist nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, die richtige Haltung und den richtigen Bewegungsablauf einzuüben. Prinzipiell kann in jedem Alter das Bogenschießen betrieben werden.

Die wichtigsten gesundheitlichen Effekte des therapeutischen Bogenschießens:

• Bogenschießen ist eine Haltungsschulung, das bedeutet, eine gerade und aufrechte Haltung.
• Es wird eine Kräftigung der oberen Extremitäten, also der Arm- und Handmuskulatur erreicht und zusätzlich auch eine Kräftigung der Nacken- und Schultermuskulatur sowie eine Rumpfstabilität.

Wann man besser nicht zu Pfeil und Bogen greift?

Wenn die Bewegungen Schmerzen verursachen oder aufgrund von Instabilität von Schulter, Ellbogen oder Handgelenk nicht durchführbar sind.

Kommentar von Univ. Doz. Dr. J. Gruber, Leiter Rheumatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Innsbruck:
Durch die neuen therapeutischen Möglichkeiten in der Behandlung von entzündlichen rheumatischen Erkrankungen wie Spondyloarthritis( „Morbus Bechterew“), insbesondere durch die Biologika mit Hemmung von Tumornekrosefaktor oder Interleukin 17A, ist ein großer Fortschritt erzielt worden. Dadurch können Patienten üblicherweise ihrer gewohnten Arbeit nachgehen und können auch die weiterhin notwendigen physiotherapeutischen Übungen möglichst schmerzfrei machen.
Das therapeutische Bogenschießen ist mit seiner Wirkung auf den Körper und die Psyche eine sehr sinnvolle Ergänzung zu bereits bestehenden Therapieangeboten.